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10 Jahre Frühe Hilfen in Oberhausen - Festakt

Am 27. September feierten die Frühen Hilfen in Oberhausen ihr zehnjähriges Jubiläum. Eingeladen waren alle Akteure des Netzwerkes um gemeinsam dieses präventive Instrument des Kinderschutzes bei guten Vorträgen und guten Gesprächen zu würdigen.

Eine besondere Ehre war es, dass unser Vorsitzender Marc Bücker gleich nach dem Vertreter der Stadt, dem Beigeordneten Jürgen Schmidt für den Kinderschutzbund sprechen durfte:

Hier seine Rede:

Prolog:

„Das Buch

Die Schande einer unehelichen Geburt, die Alltagssorgen der Mutter und ihr ständiger Vorwurf. ‚Du hast mein Leben zerstört‘ überschatteten Thomas Bernhards Kindheitsjahre. Ein wahres Martyrium begann mit dem Eintritt in die Schule, in der sich der begabte Junge von Anfang an langweilte. ‚Nur aus Liebe zum Großvater habe ich mich nicht umgebracht‘ bekennt Thomas Bernhard (später) rückblickend auf jene Jahre…“

Wir hören nun aus Thomas Bernhards Buch ‚Ein Kind‘ den Großvater:

„Mein Großvater erzählte eine Reihe eigener Kindheitseskapaden auf. Wenn wir es den Eltern schwer machen, wird etwas aus uns, sagte er. Gerade diese sogenannten schwierigen Kinder werden etwas.  Und gerade sie lieben ihre Eltern über alles, mehr als alle anderen. Aber das verstehen die Eltern nicht.“

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

unsere Aufgabe im Kinderschutzbund Oberhausen sehen wir darin, dabei zu helfen, dass Eltern ihre Kinder verstehen und umgekehrt. Wir helfen dabei und das möglichst frühzeitig. Denn: wir möchten solche Kindheiten, wie Thomas Bernhard sie durchlitten hat, möglichst vermeiden.

Seit mehr als 45 Jahren versucht der Kinderschutzbund Oberhausen mit einer Reihe von präventiven Angeboten, die Bindungen von Eltern und Kindern zu stärken - unter anderem auch durch die Teilnahme am bundesweiten Programm der Frühen Hilfen.

Wir sind einer von vielen Netzwerkpartnern der Frühen Hilfen in dieser Stadt und das sehr gerne.

 Was machen wir konkret? In der offenen Krabbelgruppe „City-Knirpse“ betreuen wir ein- bis dreijährige Kinder zusammen mit einem Elternteil in einer Spielgruppe. Wir haben dafür in unserer Geschäftsstelle einen großen, gut ausgestatteten Gruppenraum und zwei Mitarbeiterinnen, Frau Knapp und Frau Philips, die das Projekt betreuen. Unsere Klientel kommt überwiegend aus der Nachbarschaft unserer Geschäftsstelle in der Styrumer Straße. Dort, in direkter Umgebung der Marktstraße, sind wir sozusagen vor Ort, dort werden wir gebraucht. Nicht umsonst haben sich die Frühe Hilfen die Überwindung des Präventionsdilemmas zum Ziel gesetzt. Darunter versteht man den Umstand, dass diejenigen, die Unterstützung am nötigsten haben, aus unterschiedlichen Gründen weniger gut in die entsprechenden Angebote finden. Und gerade in Oberhausen verfügen viele Familien nur über geringe Ressourcen - Hilfsangebote sind für sie oft nur schwer zu erreichen. Deswegen ist der niedrigschwellige Ansatz, den die Frühen Hilfen verfolgen, genau der richtige, und das trifft auch für unsere Krabbelgruppe Cityknirpse zu.

 Wir sind ein kleiner Verein, getragen von privatem Geld, Spenden und Mitgliedsbeiträgen, und vom ehrenamtlichen Engagement unserer Mitglieder. Aber, und das darf auch nicht verschwiegen werden, wir finanzieren uns auch aus den Zuwendungen der Stadt und über das Programm der Frühen Hilfen. Für diese gute Zusammenarbeit im Netzwerk Frühe Hilfen, finanziell und inhaltlich, sind wir dankbar – für Wohl der Kinder in dieser Stadt.

 Seit diesem Jahr erweitern wir unser Angebot der Frühen Hilfen. Wir werden bald mit einer Mehrlingsbetreuung starten, ein Angebot was es in dieser Form in Oberhausen noch nicht gibt. Darüber hinaus bieten wir seit diesem Jahr unseren Müttern und Vätern auch einen Ersthilfekurs bei Kleinkindern an. Prävention im wahrsten Sinne des Wortes.

 Die Frühen Hilfen sind 11 Jahre nach dem Inkrafttreten des Bundeskinderschutzgesetzes zusammen mit all den Partnern hier im Raum eine Erfolgsgeschichte. Lassen Sie uns diese Geschichte fortschreiben, es lohnt sich.

 Denn Thomas Bernhard gibt uns zum Schluss mit:

„Jeder Mensch ist ein einmaliger Mensch und tatsächlich, für sich gesehen, das größte Kunstwerk aller Zeiten.“

 Und ich füge hinzu: Das gilt besonders für unsere Kinder, die aller Anstrengungen wert sind.

 Vielen Dank

  Marc Bücker, Vorsitzender des Kinderschutzbundes in Oberhausen

Marc Bücker